Zur Hauptnavigation springenZum Hauptinhalt springen

Edeka-Ansiedlung

Öffentliche Diskussion darüber siehe auch im Internet-Forum der Augsburger Allgemeinen

--- Dies war der letzte Antrag dazu im Stadtrat: BAL_OEDP.pdf ---

Am 21.01.09 wird sich der Landsberger Stadtrat mit dem Thema befassen müssen. Daher will ich hier meine Gründe darlegen, weshalb ich dem Projekt in der bislang bekannten Dimension nicht zustimmen kann und werde.

1.) Es gibt keine energietechnischen Gründe für das Projekt. Dr.Bühler begründete den Einstieg in das Projekt ursprünglich mit der potentiellen Nutzung von "Bio-Energie" aus dem Heizkraftwerk daneben.
Es ist richtig, daß das Heizkraftwerk mit Brennstoff biogener Herkunft läuft und es ist auch richtig, daß es effektiv das tut, was man sich davon erhofft hatte. Und es muß auch gesagt werden, daß Dr.Bühler gedankt werden muß, sich auf so ein Projekt überhaupt einzulassen. Solche Pionier-Projekte sind durchaus mit Risiken behaftet.
Biologisch bedeutet jedoch nicht automatisch auch ökologisch und effektiv ist nicht gleich bedeutend mit effizient.
Die Nutzung von Holz ist dort sehr effektiv, wo wir den Wunsch haben, einen solaren Ertrag vom Sommer auf den Winter zu verschieben. Holz ist jedoch kein beliebig verfügbarer Brennstoff, sondern extrem flächen-intensiv. Die Umgebung von Landsberg war nach dem 30-jährigen Krieg und bis Anfang des 20.Jahrhunderts praktisch komplett abgeholzt. Dieses Beispiel soll zeigen, daß man Wälder sehr leicht übernutzen kann. Auch dürfen wir nicht beliebig alles den Wäldern entnehmen ohne etwas zurück zu geben. Insbesondere die mineralstoffreiche Asche (Kalium, Magnesium, Calzium) gehört wieder zurück in den Wald. Nutzen - aber nicht übernutzen ist die Kunst der nachhaltigen Forstwirtschaft.
Leider ist die Nutzung der Sonnenenergie über den Umweg von Biomasse (wozu ja auch die Hackschnitzel gehören) nicht gerade besonders effizient. Hier bewegt sich der Wirkungsgrad in einer dekadischen Größenordnung zwischen 0,1 und 1%. Daher verbietet sich die Nutzung von "Brennholz" im Sommer von ganz alleine. Sobald die Sonne im Februar stärker und länger scheint können wir pro m² Bodenfläche mittels Fotovoltaik oder auch durch thermische Kollektoren wesentlich höhere Erträge erzielen. (Zwischen 10 und 80% der Sonnenenergie!) Holz ist somit die ideale gespeicherte Energie nur für die wirklich dunkle Jahreszeit.

Würde man sich die Mühe machen und entsprechende Ökobilanzen ausarbeiten (GEMIS-Modell s. z.B. ebök Tübingen), so käme man schlußendlich auf das Ergebnis, daß die Nutzung von Holz zur Kälteerzeugung in keinem Falle einen Beitrag zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise - zu der wir uns künftigen Generationen gegenüber nicht nur aus christlicher Verantwortung heraus verpflichten müssen - leisten kann. Zur Kälteerzeugung könnte man PV-Anlagen oder auch thermische Kollektoren heranziehen, aber auch diese schneiden in der Berechnung der klimarelevanten Gesamtemissonen lange nicht so gut ab wie die Lösung über eine Windkraftanlage (WKA). Nichts ist so effizient und auch effektiv im Sinne einer Ressourcenschonung (und damit Entropievermeidung) wie die Erzeugung der Energie über eine WKA und die Erzeugung der Kälte über herkömmliche Verdichter.

2.) Die Fläche ist mir in dieser Größenordnung viel zu schade, um sie zu opfern für ein Logistikzentrum ohne Bedarf und Wunsch nach einem Bahnanschluß. So ein Zentrum gehört neben ein Autobahnkreuz und nicht mitten in ein Siedlungsgebiet mit Bahnhof in fußläufiger Entfernung. Künftige Generationen werden sich gezwungenermaßen wieder weniger mit dem MIV (= motorisierter Individualverkehr) von A nach B bewegen. Da wir in Deutschland langfristig unsere CO2-Emissionen um den Faktor 10 reduzieren müssen ist es jetzt schon sonnenklar, daß dies nicht nur durch sparsamere Autos zu bewerkstelligen sein wird, sondern auch durch geringere Fahrleistungen insgesamt. Der MIV wird also zurückgehen und der Bahnverkehr wird wieder zunehmen. Wir werden froh sein um freie Grundstücke mit Bahnanschluß. In der ehemaligen DDR wurden Güter grundsätzlich auf der Bahn transportiert und nur der Restweg im Umkreis von etwa 50 km fand auf dem LKW statt. Dies wird allein aus Gründen der Physik wiederkommen müssen. Mit der Natur führt man eben keine Konsensgespräche wie es Prof.Dr. Radermacher so schön und zutreffend formuliert hat. Wer´s nicht glauben mag, der soll erst mal das Buch "Entropie" von Jeremy Rifkin lesen (s. Literatur). Derzeit emittieren wir via "Verkehr" mehr als 2t CO2 pro Kopf. Dies ist zu reduzieren auf ein Zehntel, also auf 0,2 t !

Zitat zum Thema Fläche und ökologischer Fußabdruck des Umweltbundesamtes : "Würden alle Länder der Erde soviel natürliche Ressourcen für sich beanspruchen wie Deutschland, würde die Menschheit 2,5 Planeten benötigen, um ihre Bedürfnisse befriedigen zu können."
Gefunden in : http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/3486.pdf  auf Seite 24

3.) Das Argument mit den angeblichen Arbeitsplätzen mag ich ebenfalls nicht in die Waagschale "Dafür" reinwerfen, denn es ist letztlich ein Nullsummenspiel nach dem "St. Florians"-Prinzip.
Weitere Informationen und Betrachtungen über Arbeitsplätze sind zu finden unter : http://www.nein-zum-edeka-lager.de/
WB

Natürlich verstehe ich den Wunsch nach Betriebsoptimierung und besserer Auslastung der vorhandenen Anlage. Dazu mögen folgende Anregungen hilfreich sein: In der Solarthermie sind Kavernen und Erdbeckenwärmespeicher als solar-saisonale Speicher in Skandinavien seit den 1980er Jahren bekannt. Vor kurzem hat man auch in München so einen saisonalen Großspeicher errichtet. Ich sehe keinen Grund (außer den Kosten vielleicht?) weshalb man nicht die HKW-Abwärme ebenso gut speichern könnte. Je größer der Speicher desto kleiner werden auch die Verluste (Josef Jenni (CH) beheizt Mehrfamilienhäuser nur mit saisonalen Großspeichern.). Für das HKW in Kaufering hätte so ein "saisonaler" Groß-Puffer mehrere angenehme Nebeneffekte:

  • Der Öl-Spitzenlastkessel ist damit im Prinzip (fast) überflüssig und es muß wenn möglich nicht mehr mit (teurem) Öl geheizt werden.
  • Wenn die Anlage gewartet werden muß, so ist immer noch ein großer Puffer vorhanden um die Kunden zuverlässig mit Wärme zu versorgen.
  • In Schwachlastzeiten kann die ORC-Turbine mit optimalem Wirkungsgrad gefahren werden ohne die Wärme über die Tischkühler sinnlos fortblasen zu müssen.
  • Auch Schwankungen der Wärmelast können besser ausgeregelt werden.
  • Nicht zuletzt erlaubt die bereits vorhandene und wirklich teure Fernwärmeleitung die Einspeisung von solar erzeugter Wärme gerade in Sommermonaten in den Rücklauf (=Rücklaufanhebung). Gerade im Sommer ist Sonnenwärme in privaten Häusern meist im Überfluß oder aber mit ungünstigem zeitlichem Versatz billig zu haben. Wer seine Wärme im Sommer nicht abnehmen kann weil er verreist ist, der hat somit auch keinen solaren Ertrag. Jedoch könnte der Ertrag erhöht werden und somit die Gesamteffizienz aller angeschlossenen solarthermischen Anlagen, wenn man die Überschußwärme über einen Wärmemengenzähler ins kommunale Leitungsnetz einspeisen würde. Somit bräuchte in Sommermonaten vermutlich nicht einmal der Spitzenlastkessel anzuspringen, denn der geringe Wärmebedarf im Sommer könnte ausschließlich durch Sonnenenergie gedeckt werden. Die Voraussetzung wäre auch hierbei ein sehr großer Pufferspeicher. (Auch das Netz selbst erbringt hier die Leistung einer Pufferung.)

Der Puffer in München kann übrigens eine Wärmemenge von 1080 MWh vom Sommer auf den Winter verschieben. Dies entspricht ca. 108.000l Öl.

Vgl. : http://www.zae-bayern.de/files/attenkirchen.pdf  und http://www.solites.de/download/06-Otti.pdf

Links dazu:

Und noch eine weitere Anregung:
Dort wo Fernwärme nicht mehr wirtschaftlich sinnvoll angeboten werden kann, weil die Trasse zu teuer wird und/oder die Abnahmemengen zu klein werden, da muß man durchaus auch einmal über mobilen Wärmetransport vom Erzeuger zum Endkunden nachdenken. Herr Gerhard Feustle aus Dießen hat sich darüber bereits einige grundlegende Gedanken gemacht die durchaus zu weiteren Analysen einladen. Nachzulesen ist dies in : MobileFernwaerme1.ppt und Geothermie2.pdf